Wachstum und Muskulatur

Die Zellen der Skelettmuskulatur von Kindern und Erwachsenen sind strukturell sehr ähnlich. Unterschiede gibt es nur in Anzahl von Strukturen im Gewebe. So beträgt z. B. der Anteil von ST-Fasern bei 6-jährigen Mädchen 55,6 Prozent, bei gleichaltrigen Jungen 62,1 Prozent. 6 Jahre später hat sich der ST-Faser-Anteil bei den Mädchen auf 64,2 Prozent erhöht und bei den Jungen sogar auf 72,8 Prozent.

Bezüglich Muskelmasse und -kraft gibt es zwischen Mädchen und Jungen vor der Pubertät keine nennenswerten Unterschiede. Die Muskelmasse beträgt nur 27 Prozent der gesamten Körpermasse. Dies ändert sich jedoch durch die Pubertät und der sich entwickelnden hormonellen Veränderung. Dann legt der Organismus an Muskelmasse zu. Gleichzeitig kommt es zu einer geschlechtsspezifischen Entwicklung und den damit verbundenen Unterschieden zwischen Mädchen und Jungen. In Zahlen: Bei Jungen in der Pubertät steigt der Anteil der Muskelmasse auf 41,8 Prozent, während der der Mädchen nur 35,8 Prozent ausmacht.

Zurück zum Stoffwechsel. Dessen anaerobe und aerobe Kapazitäten sind im Kindesalter und im Erwachsenenalter unterschiedlich stark ausgeprägt. Im Verlauf der Entwicklung nimmt die anaerobe Kapazität deutlich zu und erreicht ihr Maximum zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Das heißt für die Praxis, dass Kinder mit ihrem natürlichen eingeschränkten anaeroben Kapazitäten nicht Belastungen ausgesetzt werden sollten, die zu einer erhöhten Laktatproduktion führen.

6- und 12-Jährige zeichnen sich durch glykolytische Kapazitäten der FT-Fasern aus, die bei den Jungen zwischen 32 und 36 Prozent liegen, bei den Mädchen zwischen 20 und 22 Prozent. Diese vergleichsweise geringen Werte werden beim Kind jedoch durch größere Kapazitäten bei den oxidativen Stoffwechselvorgängen kompensiert. Kinder haben mehr oxidative als glykolytische Enzyme. Dies erlaubt es der Muskelzelle, deutlich effektiver und schneller freie Fettsäuren für die Energiegewinnung zu verwerten. Gleichzeitig werden die Glukosespeicher geschont. Strukturell findet dies seinen Ausdruck in einer signifikant erhöhten Anzahl an Mitochondrien in den Zellen von Kindern verglichen mit denen von Erwachsenen.